Über Schloss Rosenholm und die Familie Rosenkrantz

Schloss Rosenholm ist einer der prächtigsten und malerischsten dänischen Herrensitze. Seit seiner Gründung im Jahr 1559 befindet sich Rosenholm im Besitz der Adelsfamilie Rosenkrantz und ist damit das älteste Familienschloss Dänemarks.

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Schloss Rosenholm wurde in einem frühen Renaissancestil errichtet, der als gotische Renaissance bezeichnet wird. Die Bauzeit erstreckte sich von 1559 bis etwa 1610. Den Anfang machte Jørgen Rosenkrantz, der zunächst den Wassergraben anlegte und den Ostflügel errichtete. Das Schloss entstand in mehreren Bauphasen und wurde in trapezförmiger Grundform angelegt. Die markanten Giebel verleihen dem Gebäudeensemble ein einheitliches Erscheinungsbild. Der Ostflügel war der erste Bauabschnitt. Er ist der höchste der vier Flügel und wird von zwei kuppelförmigen Türmen flankiert. Besonders bemerkenswert ist, dass dieser Flügel ursprünglich eine offene Loggia – eine Säulengalerie zum Innenhof hin – besaß. Diese wurde jedoch bereits kurz nach der Fertigstellung zugemauert – vermutlich nach dem ersten kalten dänischen Winter. Dennoch verdient es Bewunderung, dass es dem Architekten gelungen war, dem dänischen Ritter Jørgen Rosenkrantz die Idee einer offenen Loggia schmackhaft zu machen. Wer heute im Innenhof steht, kann noch deutlich die ursprünglichen Öffnungen erkennen.

Der Westflügel ist inspiriert von der französischen Renaissancearchitektur und zeichnet sich durch eine starke Gliederung der Fassade aus. Die Pavillons tragen denselben Giebeltyp wie der Ostflügel, was dem Gesamtbau eine architektonische Einheit verleiht. Später wurde der Nordflügel errichtet. Ihn schmückt zur Hofseite hin ein auffälliges Zierband aus Backstein im sogenannten Fischgrätmuster, das dem Flügel ein besonderes Gepräge verleiht. Mit der Fertigstellung des Südflügels um das Jahr 1610 war das Schlossbauwerk vollendet. Die Schlosskapelle von Rosenholm ist eine private Kapelle, die sich im Schloss selbst befindet. Sie wurde 1604 von dem gelehrten Holger Rosenkrantz eingerichtet und zählt zu den frühesten privaten Hauskapellen in Dänemark, eine Besonderheit, die sonst nur auf königlichen Schlössern zu finden war.

Ritter Erik von Hevringholm soll um das Jahr 1350 nach Rom gereist sein und vom Papst den Rosenkranz empfangen haben, der der Familie später ihren Namen gab. Der Rosenkranz ist nicht im Wappen selbst dargestellt, sondern liegt als Kranz zwischen den Hörnern des Helms, der häufig zusammen mit dem Wappen gezeigt wird. Der Familienname Rosenkrantz wurde jedoch erst 1524 im Zuge des Erlasses von König Frederik I. zur Annahme fester Familiennamen allgemein gebräuchlich.
Seit dem späten 15. Jahrhundert war die Familie ein fester Bestandteil der politischen Elite Dänemarks und zählt zu den Geschlechtern, die die meisten Mitglieder für den Rigsråd (Reichsrat) und andere führende Positionen im politischen Leben gestellt haben. Von den frühen Lebensjahren Christian IV. bis zu seiner Volljährigkeit war es Jørgen Rosenkrantz (1523–1596), der gemeinsam mit zwei weiteren Adelsfamilien maßgeblich die Regierungsgeschäfte Dänemarks führte.
Jørgen Rosenkrantz war es auch, der im Jahr 1559 mit der Errichtung von Rosenholm begann. Sein Sohn Holger Rosenkrantz (1572–1642), bekannt als „den lærde Holger“ (der gelehrte Holger), ist wohl eines der bekanntesten Mitglieder der Familie. Er war nicht nur zeitweise Staatsrat und eine bedeutende kulturelle Persönlichkeit, sondern bildete auch die Söhne anderer Adelsfamilien an seiner kleinen „Universität“ im Park aus, dem Pavillon Pirkentavl. Dieser gilt als die erste Universität in Jütland. Es ist schwer, die Entwicklung der Familie Rosenkrantz in wenigen Worten zu fassen, doch kennzeichnend ist, dass ihre Mitglieder bis ins letzte Jahrhundert hinein einflussreiche politische Ämter innehatten. Das letzte bedeutende Amt innerhalb der Familie Rosenkrantz hatte Baron Hans Carl Oluf Rosenkrantz (1870–1936) inne – Kammerherr, Hofjägermeister und Direktor der Dänischen Nationalbank.

Einige Dänen mögen sich schon einmal gefragt haben, warum Shakespeare in Hamlet, obwohl das Stück in Dänemark spielt, vor allem griechisch klingende Namen wie Laertes, Polonius und Ophelia verwendet. Doch zwei dänische Adelsfamilien haben es auf die Rollenliste geschafft: Rosenkrantz und Gyldenstierne, was diese beiden Familiennamen weltbekannt gemacht hat.
Laut der Familienchronik liegt das daran, dass zwei junge Herren dieser Geschlechter gerade auf Bildungsreise in England waren, als Shakespeare an seiner berühmten Tragödie schrieb. In einem Gasthof trafen sie auf den großen Dichter, und nachdem etliche gefüllte Pokale geleert worden waren, kam Shakespeare auf die Idee, die Handlung von Griechenland in das eigenartige und offenbar recht düstere Dänemark zu verlegen.

Das sogenannte Gyldenstierne-Zimmer, einst das stattlichste Gästezimmer auf Schloss Rosenholm, verdankt seinen Namen der Familie Gyldenstierne vom benachbarten Gut Møllerup, die dort übernachtete, wenn sie auf Rosenholm zu Besuch war. (Übrigens ist es auch das Zimmer indem am häufigsten Geister gesehen wurden. Früher legte man ungeliebte Gäste gerne dort unter – denn man konnte sicher sein, dass sie am nächsten Tag abreisten.)

In den mehr als 400 Jahren, in denen das Schloss existiert und viele Generationen von Persönlichkeiten beherbergt hat, war es auch von Legenden und alten Spukgeschichten umgeben.

Eine alte Prophezeiung
Einer alten Weissagung zufolge wird die Familie Rosenkrantz niemals aussterben. Dem Begründer des Schlosses, Jørgen Rosenkrantz, wurde prophezeit, dass seine Familie ewig bestehen werde – vorausgesetzt, er errichte sein Schloss genau an jenem Ort im Sumpf, wo es heute steht. Und so steht Rosenholm bis heute – getragen von Jahrhunderten Geschichte und umgeben von Geschichten über Geister und rätselhafte Erscheinungen. Das sogenannte Gyldenstierne-Zimmer, einst das stattlichste Gästezimmer des Schlosses, erhielt seinen Namen, weil die Gyldenstierne-Familie vom benachbarten Gut Møllerup dort übernachtete, wenn sie auf Rosenholm zu Gast war. Dieses Zimmer gilt bis heute als der am häufigsten von Geistern besuchte Raum im Schloss. In früheren Zeiten bettete man dort gelegentlich unerwünschte Gäste ein – und wenn es sich nicht um einen Gyldenstierne handelte, waren sie am nächsten Tag stets verschwunden.
Früher wurden ungebetene Gäste in diesem Raum untergebracht, und wenn es sich nicht um einen Guildenstianer handelte, reisten sie immer am nächsten Tag wieder ab.

Die Weiße Dame
Zu Zeiten von Hans Henrik Rosenkrantz wurden viele der Räume auf Schloss Rosenholm renoviert. Darunter war auch das Turmzimmer, in dem man bei den Arbeiten auf einen grausigen Fund stieß. An der Nordseite des Raumes befindet sich eine alte Fensternische. Das zugemauerte Fenster ist von außen noch immer zu sehen. Bei der Renovierung stellte man fest, dass es nur sehr nachlässig verschlossen worden war. Daher entschied man sich, das Mauerwerk zu entfernen und das Fenster fachgerecht neu zuzumauern. Dabei entdeckte man einen schmalen Hohlraum in der Wand – und darin ein weibliches Skelett. Dieser Teil der Geschichte ist tatsächlich belegt. Doch wer die Frau war, die hier ein so unglückliches Ende fand, ist bis heute nicht mit Sicherheit bekannt. Um ihren Tod ranken sich jedoch mehrere Legenden.
Der Überlieferung nach reicht die Geschichte zurück ins 18. Jahrhundert. Ihre Grundzüge ähneln Erzählungen von anderen Herrenhäusern und haben fast schon den Charakter eines klassischen Spuks: Eine Baronin Rosenkrantz hatte sich in den Verwalter des Gutshofs verliebt – eine Verbindung, die absolut unerhört war und gesellschaftlich nicht geduldet wurde.

…und der kopflose Ritter
Die Leidenschaft war offenbar gegenseitig. Die Verbindung konnte lange geheim gehalten werden, doch als die junge Baronin unglücklicherweise schwanger wurde, ließ sich das Missgeschick nicht länger vor ihrem Vater verbergen. Der wurde außer sich vor Zorn, und schritt zur Tat. Der Verwalter musste hingerichtet werden. Doch zuvor sollte er noch zum Ritter geschlagen werden, denn ein Mann niederer Herkunft als Vater eines adeligen Kindes – das war unvorstellbar. Der Baron selbst wollte die Zeremonie vollziehen, die im Schlosshof abgehalten wurde. Dreimal berührte der Schlossherr mit einem mächtigen Zweihänder die Schultern des Verwalters, so wie es dem ritterlichen Brauch entsprach. Doch kaum war der Akt vollzogen und der Verwalter zum Ritter erhoben, schlug der Baron ihm im nächsten Augenblick mit einem entschlossenen Hieb den Kopf ab. Auch die unglückliche Baronin erwartete kein gnädigeres Schicksal: Sie wurde lebendig eingemauert – in die alte Fensternische im Turmzimmer, und starb dort einen qualvollen Hungertod. (Solche grausamen Strafen waren in jener Zeit tatsächlich nicht unüblich gegenüber adeligen Frauen, die uneheliche Beziehungen eingegangen waren.)
Bis heute heißt es, dass die Baronin in manchen Nächten wiederkehrt. Um Mitternacht beginnt der Gobelin an der Nordwand zu wehen, und aus der Wand tritt die Weiße Dame hervor. Lautlos bewegt sie sich über den Flur in Richtung der Tür zum Weißen Gang. Dort, in der Mitte des Ganges, begegnet sie dem kopflosen Ritter, dem Verwalter, den sie niemals haben durfte.